AD(H)S & Schlafstörungen
Fast jeder Mensch, ob gesund oder nicht, leidet unter gelegentlichen Problemen mit dem Schlaf und dem zirkadianen Rhythmus. In den modernen Tagen der 24/7-Smartphone-Nutzung und der transkontinentalen Flüge hat es unsere innere Körperuhr schwer, sich an die äußeren Signale anzupassen. Für Personen, die unter psychischen Problemen leiden, kann der gestörte Schlafzyklus eines der Hauptprobleme des täglichen Lebens sein. Schlafprobleme sind nachweislich ein erstes Symptom, eine Folge oder sogar eine Ursache für solche psychiatrischen Erkrankungen. Menschen mit AD(H)S haben sehr häufig Schlafprobleme bzw. eine Störung des sog. zirkadianen Rhythmus. Der zirkadiane Rhythmus ist unsere innere Uhr, die viele wichtige Prozesse im menschlichen Körper reguliert, darunter den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Ausschüttung von Hormonen und sogar die Art und Weise, wie wir Medikamente verarbeiten. Diese Uhr wird von der Gehirnregion namens Hypothalamus gesteuert und hängt unter anderem mit der Ausschüttung des „Schlafhormons“ Melatonin zusammen. Manchmal funktioniert unsere Körperuhr nicht, zum Beispiel bei einem Zeitzonenwechsel ( „Jetlag“ ) oder wenn Menschen habituell „die Nacht zum Tag machen“. Es kann bis zu einer zirkadianen Rhythmusstörung gehen, was bedeutet, dass Sie entweder eine Verzögerung oder Vorverlegung von Schlafphasen haben. Eine geringe Abweichung des Rhythmus ist jedoch ganz normal und wird üblicherweise als Chronotyp bezeichnet. Er definiert Ihre Vorliebe, wann Sie schlafen gehen und Ihre täglichen Aktivitäten verrichten und wird in 3 verschiedene Varianten unterteilt. Die Kernpunkte dieser Variationen sind ein morgendlicher Chronotyp, oder "Lerchen", die dem ausgeglichenen Rhythmus etwas 2-3 Stunden vorausgehen, und ein abendlicher Chronotyp, oder "Eulen", die etwas verspätet sind. Die Lerchen fühlen und funktionieren besser in der ersten Tageshälfte und gehen eher früh ins Bett, während die Eulen lieber abends arbeiten und natürlich spät ins Bett gehen und aufwachen. Der dritte Chronotyp ist die dazwischen liegende Version dieser beiden.
Die häufigsten Schlafstörungen im Zusammenhang mit AD(H)S sind:
- Einschlafschwierigkeiten bei AD(H)S
Etwa drei Viertel aller Erwachsenen mit AD(H)S berichten, dass sie nicht in der Lage sind, "den Kopf abzuschalten“, sie leiden unter einer geistigen Unruhe und haben so viele Gedanken im Kopf, dass Sie dadurch nicht einschlafen können. Viele beschreiben sich selbst als "Nachteulen", die einen Energieschub bekommen, wenn die Sonne untergeht. Andere berichten, dass sie sich den ganzen Tag über müde fühlen, aber sobald der Kopf das Kissen berührt, hellwach sind. Ihre Gedanken springen oder hüpfen von einer Sorge zur anderen. Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen mit AD(H)S berichten, dass sie mehr als eine Stunde damit verbringen, nachts einzuschlafen.Bei diesen Schwierigkeiten handelt es sich oft um direkte Manifestationen von AD(H)S selbst sind. Die krankheitstypische Hyperaktivität zeigt sich eben nicht nur in „Zappeligkeit“ und ständigem Umherlaufen, sondern gerade bei Erwachsenen eher durch eine innere, geistige Unruhe, die beim Einschlafen stört. Wenn der Patient also stundenlang pro Nacht mit hüpfenden Gedanken und hin- und hergeworfenem Körper verbringt, ist dies wahrscheinlich eine Manifestation von AD(H)S. - Unruhiger Schlaf bei AD(H)S
Wenn Menschen mit ADHS endlich einschlafen, ist ihr Schlaf oft unruhig. Sie wälzen sich hin und her. Sie wachen bei jedem Geräusch im Haus auf. Sie sind so unruhig, dass ihre Bettpartner oft in einem anderen Bett schlafen wollen. Der Schlaf ist nicht erholsam und sie wachen so müde auf, wie sie ins Bett gegangen sind.
- Schwierigkeiten beim Aufwachen mit AD(H)S
Sehr viele Erwachsene mit AD(H)S berichten über gravierende Probleme, morgens wach zu werden – und das oft sogar nach ausreichendem Nachtschlaf. Sie verschlafen zwei oder drei Wecker und auch die Versuche von Familienmitgliedern, sie aus dem Bett zu holen scheitern.
Was kann man dagegen tun?
Bei Einschlafstörungen haben sich, neben den bekannten Maßnahmen der sog. „Schlafhygiene“, Achtsamkeitsübungen und Meditation bewährt – diese Techniken beruhigen den hin- und herhüpfenden Geist durch die Fokussierung auf nur eine Wahrnehmung, zum Beispiel den eigenen Atem. Wenn das ohne Erfolg bleibt, kann ein medikamentöser Ansatz versucht werden: Sehr viele AD(H)S-Patienten mit Einschlafstörungen profitieren von einer Stimulanziengabe etwa 45 Minuten vor dem Schlafen gehen. Die innere Unruhe geht zurück, Entspannung kehrt ein und ermöglicht das Ein- und ein besseres Durchschlafen.
Was tun bei Problemen mit beim Aufwachen?
Probleme beim Aufwachen und sich voll wach zu fühlen, können mit einem „Zwei-Wecker-System“ angegangen werden: Der Patient stellt eine erste Dosis eines Medikaments der Stimulanzienklasse und ein Glas Wasser neben das Bett. Der Wecker wird so eingestellt, dass er eine Stunde vor dem eigentlichen Aufstehen losgeht. Wenn der Alarm läutet, nimmt der Patient sein Medikament und schläft wieder ein. Wenn eine Stunde später ein zweiter Alarm ertönt, nähert sich das Medikament dem Höchstwert im Blut und gibt dem Betroffenen eine Chance, das Bett zu verlassen und den Tag zu beginnen.