AD(H)S-die weibliche Seite

Besonderheiten bei Frauen mit AD(H)S

Die Diagnose ADHS wird bei Mädchen deutlich seltener gestellt als bei Jungen, was im Kindesalter oft daran liegt, dass bei Mädchen der überwiegend unaufmerksame Typus häufiger vorkommt. Bei dieser Symptomausprägung besteht keine oder allenfalls geringfügige Hyperaktivität, so dass Mädchen weniger durch unruhiges, lautes oder störendes Verhalten im Unterricht auffallen. Desweiteren scheinen Mädchen seltener an einer zusätzlichen Lernschwäche oder einer Störung des Sozialverhaltens zu leiden. Im Erwachsenenalter nähert sich das Geschlechterverhältnis an, die Frauen "holen auf", was die Diagnosehäufigkeit anbelangt. Dies mag damit zusammenhängen, dass die für Jungen typische Hyperaktivität im Laufe der Entwicklung zurück geht und die jungen Männer somit wieder "unauffälliger" erscheinen. Interessant sind auch hormonelle Einflüsse, die vor allem bei dem Kriterium der emotionalen Dysregulation eine Rolle spielen. Zyklusbedingt kommt es aufgrund des Einflusses von Östrogen auf das Dopamin- und auch Serotoninsystem zu Stimmungsschwankungen, die bei Frauen mit ADHS in der Regel besonders stark ausgeprägt sind. Auch die ADHS-Sympotmatik unterliegt häufig zyklusabhängigen Schwankungen: durch den plötzlichen Östrogenabfall kurz vor Einsetzen der Regelblutung kommt es bei einigen Frauen zu einer massiven Verstärkung von Symptomen bzw. zu einer Wirkabschwächung der Stimulanzien. Hier kann über eine Anpasung der Medikation (z.B. höhere Dosis praemenstruell) oder über die Kombination mit einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer nachgedacht werden.