Videospiele, AD(H)S und Schlafmangel

Birgt der exzessive Konsum von Videospielen gesundheitliche Risiken oder ist es ein harmloses Zocken zum Zeitvertreib?

Videospiele sind längst zu einer der populärsten Freizeitaktivitäten der Welt geworden und die Zahl der Spieler steigt jährlich weiter an. Gerade Menschen mit AD(H)S fühlen sich durch Videospiele stark angezogen, was in verschiedenen Studien belegt werden konnte. Ebenfalls ist der Zusammenhang zwischen AD(H)S und Schlafstörungen durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bekannt: 80% der Menschen mit AD(H)S leiden unter Schlafstörungen. Es kommen also möglicherweise zwei Faktoren zusammen, die den Schlaf beeinträchtigen können. Dies ist auch insofern von Bedeutung, als Schlafmangel AD(H)S-Symptome verstärkt bzw. den positiven Effekt der Medikation abschwächen kann.

Im Jahr 2021 spielten weltweit insgesamt über drei Milliarden Menschen Videospiele, in Deutschland waren es 34 Millionen. Dabei beträgt die durchschnittliche Videospielzeit mehr als drei Stunden täglich. Das klingt erschreckend, ist aber nicht nur schlecht: Beim Videospielen benötigen und verbessern die Spieler verschiedene kognitive und zum Teil auch soziale Fähigkeiten. Videospiele können zur Entspannung beitragen oder die Stimmung anheben. Auf der anderen Seite stehen negative Einflüsse auf die Gesundheit: Videospielen als bildschirmbasierte Freizeitaktivität findet überwiegend im Sitzen statt – lange Sitz- und Bildschirmzeiten sind bereits als Risikofaktoren für zahlreiche chronische Krankheiten bekannt, z.B. Rückenleiden und Übergewicht. Auch negative psychische Folgen durch soziale Isolierung und der „Flucht“ in eine virtuelle Realität spielen eine Rolle. Zusätzlich kann die Exposition zu blauem Licht einen negativen Einfluss auf die circadianen Rhythmen („innere Uhr“) und somit auf den Schlaf haben. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass ein negativer Zusammenhang zwischen dem Spielen von Videospielen und Schlafmenge sowie Schlafqualität besteht. So konnte z.B. eine signifikante Verminderung des Tiefschlafs bei regelmäßigen Videospielern gefunden werden. Dabei gibt es Unterschiede, ob eher ruhige Videospiele oder Action-Videospiele gespielt werden als Hinweis darauf, dass nicht nur die Exposition zu blauem Bildschirmlicht, sondern auch die Beteiligung bzw. Aktivierung des vegetativen Nervensystems (Aktivierung des N.sympathicus durch Actionspiele) hinweist. Auch die Spieldauer ist von Relevanz: Bei Jugendlichen, die länger als 150 Min. pro Tag mit Videospielen verbringen war die Gesamtschlafzeit signifikant vermindert, während dies bei einer Spielexposition von 50 Minuten pro Tag nicht der Fall war.