Erhöht eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung das Risiko einer Person, an COVID-19 zu erkranken?

Ja, wenn die AD(H)S unbehandelt ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie isrealischer Forscher. Die Studie analysierte die Datensätze von Krankenversicherungen, einschließlich COVID-19-Tests und anderer medizinischer Diagnosen, von mehr als 14.000 Patienten über einen Zeitraum von zwei Monaten.  

Die Resultate zeigen einen Zusammenhang zwischen unbehandeltem AD(H)S und einer überdurchschnittlich hohen Wahrscheinlichkeit, an der Coronavirus-Erkrankung zu erkranken: Die Forschergruppe fand heraus, dass Personen mit AD(H)S, die keine Medikamente einnehmen, die COVID-Infektionsrate um 15 % - 54 % höher als beim Durchschnitt der Nicht-ADHS-Patienten lag. Personen mit AD(H)S, die mit Stimulanzien behandelt werden, haben jedoch praktisch kein zusätzliches Risiko für COVID-19 im Vergleich zu Nicht-ADHS-Personen. Die Infektionsrate bei Personen mit behandeltem AD(H)S und bei der Nicht-AD(H)S-Population war die gleiche - etwa 10 %.  

Die Ergebnisse stimmten mit der Hypothese der Forscher überein, dass die AD(H)S-Rate bei Personen mit COVID-19 im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung signifikant höher ist und dass ADHS-Medikamente die Infektionsrate verringern könnten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass AD(H)S-Symptome und -Eigenschaften, einschließlich mangelnder Aufmerksamkeit, Impulsivität, Vergesslichkeit, risikofreudiges Verhalten und mehr, die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Exposition gegenüber Sars-Cov-2, dem Virus, das COVID-19 verursacht, in dieser Gruppe erklären könnten. 

"Diese Charakteristika von AD(H)S beeinträchtigen die Fähigkeit, die WHO-Forderungen zur Prävention einer COVID-19-Infektion zu erfüllen", heißt es in einem Teil der Studie. "Die Vorstellung von dysreguliertem Verhalten als Ursache für ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit COVID-19 wird durch die geringere Infektionsrate bei den mit AD(H)S behandelten Patienten im Vergleich zu der höheren Infektionsrate bei den unbehandelten unterstützt." 

Quelle:
Merzon E, Manor I, Rotem A, Schneider T, Vinker S, Golan Cohen A, Lauden A, Weizman A, Green I.J Atten Disord. 2020 Jul 22: ADHD as a Risk Factor for Infection With Covid-19