AD(H)S und Übergewicht
Überweicht ist ein weit verbreitetes Problem vor allem in den USA: Zwei von drei Amerikanern gelten als übergewichtig, fast jeder Dritte als fettleibig. Doch wusstest du, dass übermäßiges Körpergewicht besonders häufig bei Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vorkommt? Aufgrund ihrer Impulsivität und oft unregelmäßigen Essgewohnheiten haben Menschen mit ADHS zudem besondere Schwierigkeiten, überflüssiges Gewicht wieder zu verlieren.
Der Psychologe John Fleming, Ph.D., von der Nutritional Disorders Clinic am Toronto General Hospital gehört zu den ersten Wissenschaftlern, die einen Zusammenhang zwischen ADHS und Gewichtszunahme herstellten. In einer Studie stellte er fest, dass viele übergewichtige Personen ein "deutlich gestörtes Essverhalten" zeigen, das durch unregelmäßige Mahlzeiten und Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Ernährungsplänen geprägt ist. Spätere Untersuchungen bestätigten, dass die ADHS-Rate unter übergewichtigen Menschen fünf- bis zehnmal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung.
ADHS, Dopamin und gestörtes Essverhalten
Die genaue Ursache für den Zusammenhang zwischen ADHS und Fettleibigkeit ist noch nicht vollständig geklärt. Eine mögliche Erklärung liegt jedoch in niedrigen Dopaminspiegeln. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine entscheidende Rolle bei der Motivation und Belohnung spielt. Menschen mit ADHS sind oft "chemisch darauf programmiert", nach mehr Dopamin zu suchen. Essen, insbesondere von kohlenhydratreichen Lebensmitteln, führt zu einem kurzfristigen Anstieg des Dopaminspiegels und kann somit zu übermäßigem Essen verleiten.
Ein weiteres Problem ist, dass Menschen mit ADHS oft Mahlzeiten auslassen, weil sie abgelenkt oder zu beschäftigt sind. Später essen sie dann umso mehr und greifen häufig zu ungesunden, kalorienreichen Snacks.
Warum traditionelle Diäten oft nicht funktionieren
Viele Diäten und strukturierte Gewichtsabnahmeprogramme scheitern bei Menschen mit ADHS. Während andere Menschen schon Schwierigkeiten haben, detaillierte Ernährungstagebücher zu führen und sich an feste Portionen zu halten, ist dies für Menschen mit ADHS eine noch größere Herausforderung. Vorportionierte Mahlzeiten oder feste Diätpläne können kurzfristig helfen, bringen aber langfristig oft keinen Erfolg, da sie keine Strategien zur selbständigen Ernährungsregulierung vermitteln.
Erfolgreiche Strategien zur Gewichtsregulierung bei ADHS
- Medikamentöse Behandlung:Stimulanzien, die häufig zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, können helfen, impulsives Essverhalten zu reduzieren und das Durchhaltevermögen zu steigern.
- Bewusstes Essumfeld schaffen:Ungesunde Snacks sollten aus dem Haushalt entfernt und stattdessen gesunde Alternativen bereitgestellt werden. Gute Optionen sind zum Beispiel Joghurt, Nüsse, gekochte Eier oder Obst.
- Regelmäßige Mahlzeiten einplanen:Wer sich an feste Essenszeiten hält, kann Heißhungerattacken vermeiden.
- Vorkochen:Viele ADHS-Betroffene profitieren davon, wenn sie einmal pro Woche gesunde Mahlzeiten vorbereiten und einfrieren.
- Geduld haben: Eine nachhaltige Gewichtsreduktion braucht Zeit. Wer realistische Erwartungen hat, vermeidet Frustration und erhöht die Chancen auf langfristigen Erfolg.