Omega-3-Fettsäuren als (ADHS-) Gehirn-Nahrungsmittel?

Es gibt einen Grund, warum die American Psychiatric Association empfiehlt, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind Fisch essen sollte — insbesondere fetten Fisch wie Lachs und Thunfisch — zwei oder mehrmals pro Woche. Und warum sie auch empfehlen, dass Menschen mit „Impulskontrollstörungen“, wie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), ihre tägliche Ernährung mit mindestens 1 Gramm Fischöl ergänzen. Der Grund: Omega-3-Fettsäuren scheinen tatsächlich Gehirnfunktionen, insbesondere bei ADHS zu verbessern.

Wissenschaftliche Studien zum Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf das ADHS-Gehirn

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), spielen eine wichtige Rolle bei der Gehirnentwicklung und -funktion. Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen Omega-3-Fettsäuren und ADHS untersucht.

Schlüsselstudien und Ergebnisse

  1. Meta-Analyse und systematische Reviews
    • Eine Meta-Analyse von Bloch und Qawasmi (2011) analysierte 10 randomisierte kontrollierte Studien und fand heraus, dass Omega-3-Supplementierung moderate positive Effekte auf die Reduktion von ADHS-Symptomen hat, insbesondere in Bezug auf Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität.
    • Eine systematische Überprüfung von Chang et al. (2018) bestätigte diese Ergebnisse und zeigte, dass Omega-3-Supplemente, insbesondere solche mit höherem EPA-Gehalt, signifikante Verbesserungen bei ADHS-Symptomen bewirken können.
  2. Blutspiegel von Omega-3-Fettsäuren
    • Eine Studie von Stevens et al. (1995) zeigte, dass Kinder mit ADHS im Vergleich zu neurotypischen Kindern niedrigere Blutspiegel von Omega-3-Fettsäuren haben.
    • Die Forscher fanden auch heraus, dass diese niedrigen Spiegel mit schwereren ADHS-Symptomen korrelieren.
  3. Genetische Aspekte
    • Forschungen von Brookes et al. (2006) haben gezeigt, dass genetische Variationen im FADS2-Gen, das an der Metabolisierung von Fettsäuren beteiligt ist, mit niedrigeren Omega-3-Spiegeln und erhöhtem Risiko für ADHS assoziiert sind.
  4. Neuronale und kognitive Funktionen
    • Eine Studie von Bos et al. (2015) untersuchte die Wirkung von Omega-3-Supplementierung auf die Gehirnfunktion mittels fMRT und fand, dass Omega-3-Fettsäuren die funktionelle Konnektivität im präfrontalen Kortex verbessern können, was mit verbesserten exekutiven Funktionen und Aufmerksamkeitsleistungen korreliert.
    • Diese Verbesserungen wurden besonders in Aufgaben beobachtet, die Arbeitsgedächtnis und inhibitorische Kontrolle erfordern, was zentrale Defizite bei ADHS sind.
  5. Klinische Studien
    • Eine randomisierte kontrollierte Studie von Sinn et al. (2008) zeigte, dass Kinder, die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren erhielten, signifikante Verbesserungen in Bezug auf Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität im Vergleich zur Placebo-Gruppe aufwiesen.
    • Eine weitere Studie von Richardson und Montgomery (2005) fand heraus, dass Kinder, die sechs Monate lang täglich Omega-3-Präparate erhielten, signifikante Verbesserungen in ihren ADHS-Symptomen zeigten, insbesondere in Bezug auf Aufmerksamkeit und Verhalten.

Fazit

Die wissenschaftliche Literatur unterstützt die Hypothese, dass Omega-3-Fettsäuren eine Rolle bei der Behandlung von ADHS spielen können. Sie zeigen positive Effekte auf die Symptomreduktion, Verbesserung der Gehirnfunktion und neuronalen Konnektivität. Während Omega-3-Supplemente keinesfalls als alleinige Behandlung für ADHS empfohlen werden, können sie eine Ergänzung zu anderen therapeutischen Ansätzen darstellen. Weitere Forschung ist notwendig, um optimale Dosierungen und Kombinationen mit anderen Behandlungen zu bestimmen.